Wohnungsverkauf auf Französisch: Von der Bretagne nach Dresden und zurück
Es ist Freitag Morgen kurz nach neun, als bei Saxowert Immobilien das Telefon klingelt. Büroroutine. Am anderen Ende der Leitung ist die Stimme eines älteren Mannes zu hören. In gebrochenem Deutsch fragt er, ob jemand Französisch spreche. Ein plötzlicher Anflug von Nervosität und nach kurzer Rücksprache verbindet die Sekretärin den Anrufer mit Immobilienmakler Willi.
Ohne zu zögern stellt sich Philippe Cheret* mit kräftiger Stimme vor. Er besitzt eine Wohnung in der Dresdner Neustadt, die er verkaufen will. Er kommt gleich mit Willi ins Gespräch, der von der Anfrage aus Frankreich sichtlich überrascht ist. Bevor Willi ins Immobilienmarketing einstieg, studierte er Betriebswirtschaft und verbrachte als Student ein Jahr in Frankreich. Entsprechend groß war die Freude, aber auch die Aufregung, ein Kundengespräch auf Französisch zu führen.
„Ich glaube, das ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe viel erreicht und darf mich jetzt auch ein bisschen belohnen.“ Philippe wird schnell nostalgisch. Fast dreißig Jahre ist es her, dass er die Zwei-Zimmer-Wohnung im Barockviertel gekauft hatte, ursprünglich als Zweitwohnung. In den 90er Jahren war er beruflich viel in Dresden unterwegs. Die rasante Entwicklung der sächsischen Hauptstadt hat er sich damals kaum vorstellen können: „Es war viel kaputt. Die Reliefs an den Häusern bröckelten, die Dächer waren oft undicht. Wir mussten viel sanieren und renovieren.“
Philippe verstand die Situation in Dresden auch als Ansporn, selbst einen Beitrag zur Erneuerung der Stadt zu leisten. „Dresden, das war 1991 für mich und viele meiner Freunde Osteuropa, eine neue Freiheit, eine Chance, etwas zu bewegen. Und natürlich auch ein Abenteuer.“
Als Manager eines europaweit tätigen Bau- und Immobilienunternehmens übernahm Philippe 1992 die Leitung der Umgestaltung eines großen Hotelkomplexes in der Dresdner Altstadt. Das ehemalige DDR-Luxushotel wurde 1990 von der Treuhand übernommen und 1992 verkauft. In kürzester Zeit sollte das Hotel westeuropäischen Standards entsprechen. Der Druck war groß, aber auch die Sorge über den rasanten Wandel in Dresden wuchs.
„Wir haben gesehen, was überall passierte, wie ganze Häuserkomplexe unter der Hand verkauft wurden. Was zählte, waren Kontakte, und die Menschen im Osten hatten keine. Hier herrschte Goldgräberstimmung, aber die wenigsten dachten an die Leute vor Ort.“ Zwar musste Philippe natürlich auch das Hotel vertreten und pragmatisch die wirtschaftliche Entwicklung im Blick behalten. Ihm war aber klar, dass die Pläne des Unternehmens ohne die Unterstützung der Dresdner Bevölkerung scheitern würden.
Philippe erinnert sich noch gut an eine typische Situation im Sommer 1992. Die Wiedereröffnung des Hotels stand kurz bevor, man hatte nur noch wenige Tage Zeit, um alle Zimmer mit modernen Fernsehern auszustatten. Der Hamburger Vertragspartner des Unternehmens stand schon in den Startlöchern, aber Philippe traf kurzfristig die Entscheidung, eine lokale Firma zu beauftragen. Die Herausforderung war groß, aber schließlich fand er einen Dresdner Elektriker, der versicherte, die Fernseher zu beschaffen und einzurichten. Als Ein-Mann-Betrieb organisierte dieser privat 30 Menschen, die drei Tage lang mit der Installation hunderter Fernseher beschäftigt waren. Das Hamburger Elektrounternehmen, ein namhafter Anbieter für Unterhaltungselektronik, wollte die Entscheidung zunächst nicht akzeptieren und schickte trotzdem sein Team nach Dresden.
„Die standen irgendwann mit 50 Männern in der Hotellobby. Die haben mir einfach nicht geglaubt, dass wir das mit Elektrikern aus Dresden hinbekommen. Die Fernseher waren aber schon alle installiert und ich habe sie alle wieder weggeschickt.“ Mit seiner Entscheidung und seiner Hartnäckigkeit erwarb sich Philippe sowohl in Dresden als auch bei der Konzernführung große Anerkennung.
Die Verbindung zu Dresden war für Philippe über viele Jahre sehr eng, auch wenn er beruflich oft auch in anderen Städten zu tun hatte. Als seine Besuche an der Elbe seltener wurden, entschied er sich, seine Wohnung zeitweise zu vermieten. Jetzt ist er Ende 60 und möchte Verantwortung abgeben. Der Zeitpunkt, seine Wohnung zu verkaufen, ist für ihn günstig und mit dem Geld wollen seine Frau und er ihr Haus in der Bretagne altersgerecht umbauen. Philippe kennt sich aus mit Immobilien. Schon deshalb ist ihm klar, dass für den Verkauf seiner Wohnung nur ein erfahrener Immobilienmakler aus Dresden infrage kommt. Saxowert ist dabei für ihn ein Glücksfall: „Ich habe am Tag zuvor bereits mit einem anderen Makler telefoniert, aber da hat es mit der Verständigung nicht so gut geklappt. Hier kann ich dagegen sicher sein, dass ich immer genau erfahre, was passiert.“
In den nächsten Tagen telefonieren Philippe und Willi noch öfters miteinander. Das Dresdner Immobilienunternehmen kümmert sich um zweisprachige Vertragsunterlagen und Philippe gibt ihnen schließlich freie Hand bei der Vermarktung seiner Eigentumswohnung. Für ihn ist vor allem wichtig, dass er sich um nichts kümmern muss: „Ich habe nicht die Zeit und die Kraft, jetzt mehrmals nach Dresden zu fahren. Ich brauche also einen Makler, dem ich vertrauen kann. Und klar, am Ende soll natürlich auch der Preis stimmen. Aber am wichtigsten ist schon, dass alles rundläuft, dass es keine bösen Überraschungen gibt.“
Auch Willi betont, dass für ihn das menschliche Miteinander entscheidend ist: „Natürlich muss ich als Immobilienmakler die Interessen meiner Kunden vertreten. Aber mich interessieren auch die Menschen, ihre Geschichte und der Austausch mit ihnen. Und ich glaube, das ist auch der Schlüssel für meine erfolgreiche Arbeit, dass für mich der Kontakt mit meinen Kunden eben mehr ist als bloßer Arbeitsalltag.“
Willi nimmt sich viel Zeit für Philippe und hört sich mit großem Interesse dessen Erfahrungsberichte aus den manchmal etwas chaotischen 90er Jahren an. Damals waren auch die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt im Osten kaum vorherzusehen. Investitionen glichen einem Glücksspiel und viele Unternehmen mussten nach kurzer Erfolgsphase Insolvenz anmelden. Bei Dresden hatte Philippe dagegen den richtigen Riecher. Nachdem Willi zusammen mit einem Kollegen die Wohnung begutachtet und alle Unterlagen durchgesehen hat, nennt er einen Schätzwert: 230.000 €.
Philippe reagiert überrascht und auch etwas ungläubig. Trotz der positiven Entwicklung in Dresden hätte er nicht mit so einem hohen Wert gerechnet. Er selbst hat die Wohnung für gerade einmal 70.000 D-Mark gekauft, in einer Zeit, als Abwanderung und Leerstand in Dresden rapide zunahmen. Willi erklärt die Einschätzung: „Die Wohnung ist in einem sehr guten Zustand und wurde vor zehn Jahren komplett saniert. Außerdem gehört das Barockviertel in der Inneren Neustadt zu den gefragtesten Quartieren in Dresden. Quadratmeterpreise von 3.500 € für Bestandswohnungen sind hier durchaus realisierbar.“
Schließlich einigen sich Willi und Philippe darauf, die Wohnung für 235.000 € anzubieten. Willi beginnt sofort, die Vermarktung vorzubereiten. Aus dutzenden Fotos, die er von der Immobilie gemacht hat, wählt er schließlich die besten aus und erstellt ein ausführliches Exposé. Knapp drei Wochen, nachdem Philippe und Willi das erste Mal miteinander telefonierten, wird die Wohnung bereits auf zahlreichen bekannten Plattformen wie Immobilienscout24 oder Immonet angeboten. Ab jetzt heißt es warten.
Während die ersten Interessenten sich bei Saxowert melden, ist Willi auf dem Weg in seinen lange geplanten Urlaub. Es geht – wie könnte es anders sein – nach Frankreich, genauer: an die Atlantikküste. Kurz hinter Paris klingelt sein Handy. Philippe bedankt sich für Willis Arbeit, das Exposé sei großartig geworden: „Wenn ich dieses Exposé sehe, würde ich die Wohnung am liebsten gleich nochmal kaufen!“
Als Philippe erfährt, wo Willi gerade ist, schlägt er spontan vor, dass Willi ihn und seine Frau besuchen solle. Etwas überrascht, aber mit großer Freude willigt er ein und sitzt am nächsten Tag bei den Cherets am Mittagstisch. Gemeinsam verbringen Sie den Tag und das Ehepaar zeigt Willi einige besondere Plätze und Geheimtipps in der Bretagne. Nach einer Nacht im Gästezimmer – Philippes Frau, Natalie*, bestand darauf – setzt Willi schließlich seine Reise an der Atlantikküste fort und ist um viele außergewöhnliche Eindrücke und eine Freundschaft reicher.
Zwei Wochen später vertritt Willi selbstverständlich Philippe bei den Besichtigungsterminen. Ein älteres Paar aus der Nähe von Dresden ist besonders interessiert und reicht kurz nach der Besichtigung bereits alle nötigen Unterlagen ein. Willi telefoniert noch einmal mit Philippe und mit den Interessenten und kann bereits wenig später den Kaufvertrag aufsetzen. Die Interessenten akzeptieren den Kaufpreis ohne zu zögern, übernehmen die Wohnungseinrichtung und tragen die Hälfte der Maklerprovision. Für die kommende Woche wird dann der Notartermin vereinbart. Die fertigen Unterlagen schickt Willi schließlich zur Genehmigung an die deutsche Botschaft nach Paris, sodass Philippe für den Abschluss des Verkaufs nicht extra nach Dresden kommen muss. Insgesamt hat es lediglich vier Wochen seit Philippes erstem Anruf gedauert, bis die Wohnung verkauft war. Einen Monat später ziehen dann auch schon die Käufer in ihr neues Zuhause ein.
Sowohl mit dem Ablauf als auch mit dem erzielten Preis ist Philippe mehr als zufrieden: „Die Mitarbeiter von Saxowert sind echte Profis. Ein Jahr lang habe ich den Verkauf meiner Wohnung vor mir hergeschoben, ich hätte nie gedacht, dass am Ende alles so einfach für mich wird. Aber jetzt, wo die Wohnung verkauft ist, vermisse ich Dresden wieder umso mehr.“
* Name geändert